Folge 14: Rollenspiele inszenieren (Teil 2)

Shownotes

Welche Rollenspielerin hat nicht schon davon geträumt, ihre eigenen Abenteuer künstlerisch in Szene zu setzen – sei’s als Roman, Film oder Hörspiel? Aber wie funktioniert sowas eigentlich? Wie bringen wir die selbst erlebten Geschichten in einem Medium zur Geltung, das auch andere fasziniert?

Über diese Fragen haben wir in einer Sonder-Doppelfolge mit Robin Thier und Michael Cremann gesprochen. Die begeisterten Rollenspieler studieren Kommunikationswissenschaft (Robin) sowie Geschichte und Archäologie (Michael) in Münster und haben seitenwaelzer, das online-Magazin für Studierende, und den Hörspiel-Verlag Klappkatapult gegründet. Neben unzähligen Podcasts haben sie bereits sieben Hörspiele verschiedener Genres produziert, einen Science-Fiction-Roman geschrieben und dazu ein Hörbuch veröffentlicht. In unserem Gespräch (bei dem es ausnahmsweise nur am Rande um Monster geht) berichten Robin und Michael aus ihrer langjährigen Praxiserfahrung mit Audioformaten und geben Einblicke in die mediale Inszenierung von Rollenspielen: Wie schreibt man gemeinsam unter Zeitdruck ein Drehbuch? Wie organisiert man ein Hörspielprojekt mit Dutzenden Beteiligten? Wieviel technisches Know-how ist für eine Aufnahme erforderlich? Und lässt sich mit einer Knoblauchpresse wirklich ein Revolver nachahmen?

Im zweiten Teil unserer Doppelfolge wollen wir Produktionen der Genres Science-Fiction, Horror und Mystery erkunden. Den Anfang macht der Roman Vents – Schwarzer Sand, den Robin und Michael gemeinsam verfasst und als Hörbuch vertont haben. Wir sprechen über die Dynamik kollaborativen Schreibens, den Gegenwartsbezug von SF, das Bewusstsein von Killerbots und die Frage, ob der Planet Cato als Rollenspiel-Setting taugt. Anschließend diskutieren wir das Minenspiel, eine Mockumentary, die von einem mysteriösen Grubenunglück mit übernatürlichen Folgen handelt und als experimentelle Collage von „Funk-Protokollen“ in Echtzeit aufgenommen wurde. Danach geht es um das urkomische Grusel-Hörspiel Björn, in dem ein ahnungsloser Jungunternehmer seine ungeheuerlichen Erlebnisse auf einem Boot im Ozean durch zunehmend panische Sprachnachrichten festhält. Zuletzt wagen wir einen Blick in die Glaskugel und spekulieren über zukünftige Entwicklungen im Bereich Rollenspiel und Medien: Wird die Erzählerin bald durch das Holodeck ersetzt? Viel Spaß beim Hören!

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Kapitelmarken:

00:00:00 Zweite Runde!

00:01:37 Vents – Schwarzer Sand

00:04:06 kollaboratives Geschichtenerzählen

00:16:40 Wie fremd darf SF sein?

00:19:20 Vents als Rollenspiel-Setting?

00:22:41 Sphärengesänge und künstliches Bewusstsein

00:29:14 Minenspiel

00:41:28 Björn

00:50:09 Neustart Heldenpicknick

00:54:07 „The medium is the message“

00:58:36 Rollenspiel und Medien – zukünftige Entwicklungen

01:03:32 Dank, Shoutouts und Tschüss!

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Websites und Social Media:

https://seitenwaelzer.de/

https://www.klappkatapult.de

https://www.youtube.com/c/SeitenwaelzerDe/videos

https://www.youtube.com/c/Heldenpicknick

https://www.youtube.com/channel/UCq3GqkRgrf7EuPnyo71xQVg (Klappkatapult auf YT)

https://twitter.com/seitenwaelzer

https://twitter.com/HeldenpicknickM

https://www.instagram.com/seitenwaelzer_magazin/

https://www.instagram.com/klappkatapult/

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Shoutouts:

https://zeit.gr/

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https://www.twitch.tv/zeitiger

https://twitter.com/zeitiger

https://www.youtube.com/c/iReadBooks

https://www.instagram.com/woerterpolizei/

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Literatur- und Hörspielempfehlungen:

Martha Wells, Tagebuch eines Killerbots, München: Heyne 2019.

H. G. Wells, The War of the Worlds [1898], Radio-Adaption von 1938, Erzähler: Orson Welles (engl.): https://www.youtube.com/watch?v=Xs0K4ApWl4g

Michael Blume: Verschwörungsmythen – woher sie kommen, was sie anrichten, wie wir ihnen begegnen können, Mannheim: Patmos (2. Aufl.) 2020.

Robin und Michael waren übrigens auch bei SteamTinkerers Klönschnack zu Gast und haben dort über Vents gesprochen: https://steamtinkerer.de/2022/06/22/vents-schwarzer-sand/

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Fragen, Kommentare, Anregungen? Lob oder Kritik? Schreibt uns einfach!

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Urheberrechtshinweis: Für Intro und Outro werden die Sounds „Monster Roar“ von darkzanite und „Ambient Intro“ von Kelewin verwendet, beide unter einer Creative Commons Attribution License verfügbar.

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„Ich habe auf dieser Welt kein ausgesprocheneres Ungeheuer und Wunder gesehen als mich selbst.“ (Montaigne)

„Welche Chimäre ist doch der Mensch! Welch Unerhörtes, welch Ungeheuer, welch Chaos, welch widersprüchliches Wesen, welch Wunder!“ (Pascal)

„Der ist ein Ungeheuer, der nicht die liebt, die seinen Geist befruchtet haben.“ (Voltaire)

„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird.“ (Nietzsche)

Kommentare (6)

Björn Herzig

Sehr interessant, Andreas! Bei der Definition von Rollenspielen bin ich ganz bei Dir. Auch ich würde die Interaktion der Spielenden bzw. Charaktere im gemeinsamen Vorstellungsraum - anders gesagt: die Idee einer durch die kollaborative Phantasie ,gesteuerten‘ Unterhaltungsumgebung (imaginary entertainment environment; vgl. Mackay 2001) als zentrales Merkmal des Rollenspiels sehen. Dieser könnte in der Tat sowohl durch eine menschliche als auch durch eine maschinelle Spielleitung entworfen werden. Der Knackpunkt ist vielleicht, was genau mit Deiner Formulierung ,aufgebaut und synchronisiert' gemeint ist. Wie Du selbst schreibst, steckt eine kreative Verwaltung des Vorstellungsraumes durch eine KI, die den Spielenden wirklich unbeschränkte Handlungsfreiheit erlauben würde, noch in den Kinderschuhen. Ich denke auch, dass dafür noch ein weiterer technischer Entwicklungsschritt erforderlich wäre. Prinzipiell wäre es nach unserer Definition aber möglich, auch fortgeschrittene Formen von maschinellem Lernen ins PnP-Rollenspiel einzubeziehen, ohne dass sich dieses hierdurch in eine grundlegend andere Spielform verwandeln würde.

Andreas (RPGnosis)

Das ist eine gute Frage - nach meiner Definition des Rollenspiels als Interaktion im Vorstellungsraum macht es augenscheinlich zunächst keinen Unterschied, ob dieser durch eine menschliche Spielleitung oder von einer KI aufgebaut und synchronisiert wird. Relevant wird das ganze für mich aber erst dann, wenn eine KI auch in der Lage ist, die Spielwelt persistent zu halten und von sich aus darin Veränderungen anzustoßen, eben das, was eine menschliche SL ausmacht. Davon sind wir mAn noch sehr weit entfernt, weil es dafür eben nötig ist, nicht nur Texte nach Wahrscheinlichkeiten auszuwerten und neu zusammenzuwürfeln, sondern die Entitäten des Vorstellungsraums als eigenständige Akteure "verwalten" zu können - und vor allem, kreativ zu sein und Lösungen der Spielenden (bzw. überhaupt Handlungen) positiv zu verarbeiten und zuzulassen, welche über die bisher bekannten Möglichkeiten hinausgehen. Die unbeschränkte Handlungsfreiheit macht ja das P&P-Rollenspiel aus, und hier stößt man in Computerspielen ja am allerschnellsten an Grenzen - eben dort, wo man die vorgesehenen Pfade verlassen möchte. Davon träumen Spieleentwickler schon lange, aber das ist wie gesagt noch ein sehr weiter Weg, der über die reine Textverarbeitung weit hinausgeht.

Björn Herzig

Das freut uns, Michael! Der SciFi-Roman "Vents" lässt sich wirklich gut lesen (oder hören) und ist mehr als nur eine wilde Mischung aufgesogener Einflüsse. Wir sind gespannt, was da noch folgt!

Björn Herzig

Besten Dank, Andreas! Wir fanden die Gedanken der beiden zur (digitalen) Zukunft des Rollenspiels auch sehr spannend. Prognosen wie die von Hadmar von Wieser sind naturgemäß immer etwas vollmundig. Sicher wird KI auf die ein oder andere Weise mehr Bedeutung zukommen - die Frage wäre für mich, ob sich Rollen- bzw. Erzählspielen durch den Einbezug von KI zu einer grundlegend anderen Spielform wandelt. Sind die wesentlichen Merkmale des Rollenspiels (nach welcher Definition auch immer) unabhängig von derlei technischen Entwicklungen oder nicht? Auf jeden Fall vielen Dank für den Link! Habe eben zwei Szenarien angespielt und muss sagen, dass mir die Grundidee von AI Dungeon ausgesprochen gut gefällt (und sich besonders für Solo-Spielende vorzüglich eignet)! Und ich stimme Dir zu: Sobald es durch maschinelles Lernen möglich wird, auch den Kontext besser zu verstehen und in die Geschichte zu integrieren, könnten sich hieraus wirklich innovative Möglichkeiten fürs Rollenspiel ergeben! Wir werden weiter testen und bleiben gespannt! Herzliche Grüße!

Michael Kleu

Und auch der zweite Teil des Gesprächs war sehr spannend!

Andreas (RPGnosis)

Interessante Folge. Hadmar von Wieser hat mal in einem Interview gesagt, dass er die Zukunft des Rollenspiels in der VR sieht... aber der war ja schon immer ein großer Visionär. :) Zur KI als Erzähler: habt ihr euch das schon mal angeschaut? https://play.aidungeon.io/main/home Das ist im Prinzip genau das. Funktioniert so lala, man merkt recht schnell, dass die KI nur Texte auswertet und keinen Kontext versteht. Dennoch eine interessante Sache, die ich mir auch vorstellen könnte, dass in Zukunft noch wesentlich besser wird.

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