Folge 17: Monster in Mittelerde (Teil 2)

Shownotes

Passend zu „Ringe der Macht“, der neuen Fantasy-Serie auf Amazon Prime, sprechen wir in dieser dreiteiligen Folge über einen Autor, der in unserem Podcast überraschenderweise bisher kaum erwähnt wurde: Die Rede ist von John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973), seinem Werk, seiner Welt und den Monstern, die sie bevölkern. Nachdem wir im ersten Teil die religiösen, mythologischen und philosophischen Hintergründe betrachtet haben, welche die „inneren Gesetzmäßigkeiten“ von Arda bzw. Mittelerde bestimmen, wollen wir uns im zweiten Teil den verschiedenen Arten von Monstern in Tolkiens Welt zuwenden.

Zunächst schauen wir uns die Orks, Goblins und Uruk-hai an. Wir untersuchen ihre Rolle als Fußvolk des Bösen, ihre sozialen Hierarchien und ihren grauenhaften Ursprung. Danach geht es weiter zu den Spinnenwesen: Wir sprechen über die mächtige Ungoliant und ihr mysteriöses Unlicht sowie über Kankra (Shelob), ihr Zweckbündnis mit Sauron und ihre Kinder, die Spinnenbrut von Düsterwald. Anschließend lernen wir Tolkiens Interpretation eines klassischen Fabelwesens kennen: des Drachen. Mit Blick auf Glaurung, Ancalagon und Smaug ziehen wir Parallelen zu Motiven aus Literatur und Mythologie und stellen List, Goldgier, Eitelkeit und Rätselfreude als zentrale Eigenschaften von Tolkiens Drachen heraus. Zuletzt sprechen wir über die Balrogs, urzeitliche Feuerdämonen, die von Melkor in seinen Dienst gelockt wurden und ihren Gebieter treu mit Peitsche und Schwert verteidigen.

Auffallend ist, dass wir die meisten Ungeheuer bei Tolkien nur aus Legenden der Vergangenheit kennen. Egal ob Kankra, Smaug oder der Balrog von Moria – viele Monster sind die letzten ihrer Rat. Tolkiens Welt verliert an Ungeheuern. Dazu passt seine ursprüngliche Idee, dass Arda unsere Welt in einem früheren Zeitalter darstellen soll und so die Grundlage für eine neue (englische) Mythologe bilden kann. Insofern Tolkiens Welt den Übergang von einer phantastischen Vergangenheit zu unserer Gegenwart vollzieht, wird Mittelerde mit fortschreitender Zeit immer realistischer. Wie aber stimmt dies mit dem landläufigen Verständnis zusammen, nach dem Tolkiens Werk als ,High Fantasy‘ einzuordnen ist?

Im dritten und abschließenden Teil unserer Folge werden wir uns zwei weiteren Arten von Monstern bei Tolkien widmen: den Ringgeistern bzw. Nazgûl und den Namenlosen Wesen aus der Tiefe. Außerdem wird Kathrin Rollenspiele vorstellen, die in Mittelerde angesiedelt sind, und die Konzeption der Monster darin beleuchten. Viel Spaß beim Hören!

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Kapitelmarken:

00:00:00 Endlich Ungeheuer!

00:01:51 Orks

00:14:48 Spinnen

00:27:32 Drachen

00:45:41 Balrogs

00:50:42 Ist Tolkien High Fantasy?

00:53:55 Zu viele Monster

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Inhaltshinweise:

Diese Folge enthält naturgemäß wesentliche Spoiler zu Figuren und Ereignissen, die im Silmarillion, dem Kleinen Hobbit und dem Herrn der Ringe beschrieben werden.

00:04:10 Der Name Morgoth (Sindarin: „der schwarze Feind“) wurde Melkor nicht von Finwe, sondern von Feanor verliehen.

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Empfehlungen:

Lehoucq, Roland et al. (Hg.): Die Wissenschaft von Mittelerde. Wie J. R. R. Tolkien die größte Fantasy-Welt aller Zeiten schuf, Darmstadt: wbg Theiss 2022.

Vierteilige Drachen-Doku in der arte-Mediathek: https://www.arte.tv/de/videos/068023-001-A/drachen/

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Urheberrechtshinweis: Für Intro und Outro werden die Sounds „Monster Roar“ von darkzanite und „Ambient Intro“ von Kelewin verwendet, beide unter einer Creative Commons Attribution License verfügbar.

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„Ich habe auf dieser Welt kein ausgesprocheneres Ungeheuer und Wunder gesehen als mich selbst.“ (Montaigne)

„Welche Chimäre ist doch der Mensch! Welch Unerhörtes, welch Ungeheuer, welch Chaos, welch widersprüchliches Wesen, welch Wunder!“ (Pascal)

„Der ist ein Ungeheuer, der nicht die liebt, die seinen Geist befruchtet haben.“ (Voltaire)

„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird.“ (Nietzsche)

Kommentare (2)

Björn Herzig

Hallo Michael! Sehr interessanter Hinweis. Das war wohl mal wieder ein Fall von: Wenn es in hundert Texten und Videoessays vorkommt, muss irgendwas dran sein. Aber Du hast sicher recht: Biografische Kurzschlüsse sollte man unbedingt vermeiden! Tolkiens Brief lässt jedenfalls nichts zu deuten übrig. Vielen Dank für das ausführliche Zitat! Der Gedanke , dass der Professor die Spinnen, die er in seinem Badezimmer entdeckt hat, auch gerettet hat, wärmt uns das Herz! Freuen uns wirklich sehr über Dein reges Kommentieren - und natürlich auch darüber, dass Dir der zweite Teil unserer Tolkien-Folge wieder so gut gefallen hat! Sind gespannt auf Dein Urteil zum Finale!

Michael Kleu

Wie immer eine sehr unterhaltsame & spannende Folge! ;-) Da ich es zufällig mal im "Tolkien in 5 Minuten"-Podcast gehört habe, hatte ich im Kopf, dass das mit den Spinnen und Tolkien gelegentlich wohl ein bisschen übertrieben wird. Ich habe das dann in seinen Briefen nachgeschlagen und zitiere mal, was er selbst zu dem Thema zu sagen hat: "[...] and I knew that the way was guarded by a Spider. And if that has anything to do with my being stun by a tarantula when a small child, people are welcome to the notion [...]. I can only say that I remember nothing about it, should not know it if I had not been told; and I do not dislike spiders particularly, and have no urge to kill them. I usually rescue those whom I find in the bath!" Brief J.R.R. Tolkiens an W.H. Auden vom 07.06.1955 (The Letters of J.R.R. Tolkien, Nr. 163) Scheinbar brachten Leute schon 1955 Kankra mit dem Spinnenbiss in Verbindung, wobei es scheint, dass Tolkien selbst dem wohl nicht so viel Wert beimaß.

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