Folge 6: Antike Fabelwesen und Wundervölker
Shownotes
Was haben griechische und römische Händler beim Anblick von Dinosaurierknochen in der asiatischen Steppe gedacht? Hat Alexander der Große in Indien wirklich gegen Monster gekämpft? Warum hat Plinius nicht an Werwölfe geglaubt? Und wie hat Aristoteles durch Experimente mit Hühnereiern den Monstern ihren heiligen Schrecken genommen?
In der sechsten Folge von ungeheuer vernünftig sprechen wir über Fabelwesen und Wundervölker in der Antike. Wir untersuchen die drei wichtigsten literarischen Quellen griechisch-römischer Monstervorstellungen: Mythologie, Reiseberichte und Naturgeschichten. Den Auftakt macht der grausame Zyklop Polyphem aus Homers Odyssee. Danach reisen wir im Gefolge von Alexander dem Großen nach Indien, wo Fabelwesen bekämpft und mit Amazonen diskutiert wird. Wir hören von Herodots Reise an den Nil, kuriosen Werwolf-Geschichten bei Plinius und den Greifen in Skythien, die jenen in Rom zum Verwechseln ähnlich sehen. Wir sprechen darüber, wie der Blick auf die Welt aus Sicht des Mittelmeers die antike Vorstellung von Wundervölkern an den Rändern der Welt geprägt hat. Außerdem wollen wir Ansätze zu einer rationalen Erklärung der Monster in der griechischen Naturphilosophie vorstellen und zeigen, wie Aristoteles durch seine Lehre der Epigenesis die vermeintlich übernatürlichen Kreaturen entmystifiziert hat.
Neben der Theorie darf auch die praktische Anwendung aufs Rollenspiel nicht fehlen. Daher wollen wir fragen: Welche typischen Rollenspiel-Monster haben einen antiken Ursprung? Welche Rollenspiele sind in einem von der europäischen Antike inspirierten Setting angesiedelt? Kathrin überlegt, worin das antike Verständnis von Monstern eigentlich besteht und wie es unser Rollenspiel (auch in ganz anderen Settings!) bereichern kann. Wir machen auf die Gefahren einer ethnozentrischen Perspektive in Rollenspielen aufmerksam und diskutieren den Reiz einer Spielwelt mit ,weißen Flecken‘, wo unsichere Quellen und Gerüchte die Neugier der Spielenden aufs Unbekannte befeuern. Schließlich erläutern wir die Aufgaben von Fabelwesen in antiken Geschichten und wollen von Euch wissen, ob ihr Eure Monster im Rollenspiel auf dieselbe Weise erschafft wie Herodot, Plinius oder Aristoteles. Viel Spaß beim Hören!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Kapitelmarken/Timestamps:
00:00 Drei antike Quellen für Monster
02:31 Mythologie: Zyklopen bei Homer
03:38 Reiseberichte
05:18 Alexander in Indien
06:18 Monsterschlacht am Süßwassersee
11:18 Naturgeschichte(n)
13:50 Werwölfe bei Plinius
15:37 Antike Knochenfunde
17:55 Wundervölker
23:26 „Orientalismus“
26:16 Amazonen und Gymnosophisten
28:00 Naturphilosophie
29:35 Aristoteles’ Theorie der Epigenese
31:24 Monster als Defekt der Natur
32:45 Antike Monster im Rollenspiel
33:35 Antike RPG-Settings
34:59 Ethnozentrismus und ,weiße Flecken‘
37:40 Gerüchte aus der Fremde
39:48 Funktionen antiker Monster
40:53 Monster erschaffen wie Plinius & Co.
42:56 Eure Bestiarien?
44:22 Hörempfehlung und Verabschiedung
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Literaturempfehlung:
Gloyn, Liz: Tracking Classical Monsters in Popular Culture, London: Bloomsbury Academic 2019.
Lentzsch, Simon: "Into the West. Adaptionen antiker Weltbilder im Fantasy-Roman", in: Michael Kleu (Hg.): Antikenrezeption in der Fantasy, Essen: Oldib Verlag 2020, 39-90.
Ogden, Daniel: Dragons, Serpents, and Slayers in the Classical and Early Christian Worlds. A Sourcebook, New York: Oxford UP 2013.
Said, Edward W.: Orientalismus, Frankfurt a. M.: S. Fischer (7. Aufl.) 2009 [Erstveröffentlichung 1978].
Als Ergänzung zu unserer Folge empfehlen wir folgende Podcast-Sendungen:
https://nerdistihrhobby.podigee.io/40-gefahrosten
https://seitenwaelzer.de/ecke-hansaring-roemische-goetter
https://fantastischeantike.de/fantastische-antike-der-podcast-kampf-der-titanen-1981
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Fragen, Kommentare, Anregungen? Lob oder Kritik? Schreibt uns einfach!
E-Mail: vernunftgeheuer@outlook.com
https://vernunftgeheuer.podigee.io
https://twitter.com/vernunftgeheuer
https://instagram.com/vernunftgeheuer
https://facebook.com/vernunftgeheuer
https://youtube.com/@vernunftgeheuer
Ihr wollt die vernünftigen Ungeheuer unterstützen? Dankeschön! https://ko-fi.com/vernunftgeheuer
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Urheberrechtshinweis: Für Intro und Outro werden die Sounds „Monster Roar“ von darkzanite und „Ambient Intro“ von Kelewin verwendet, beide unter einer Creative Commons Attribution License verfügbar.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
„Ich habe auf dieser Welt kein ausgesprocheneres Ungeheuer und Wunder gesehen als mich selbst.“ (Montaigne)
„Welche Chimäre ist doch der Mensch! Welch Unerhörtes, welch Ungeheuer, welch Chaos, welch widersprüchliches Wesen, welch Wunder!“ (Pascal)
„Der ist ein Ungeheuer, der nicht die liebt, die seinen Geist befruchtet haben.“ (Voltaire)
„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird.“ (Nietzsche)
Björn Herzig
‧Michael Kleu
‧